HIV und Aids: Menschen, Mythen, moderne Therapien

HIV und Aids: Menschen, Mythen, moderne Therapien

Noch immer sind viele falsche Mythen im Umlauf, wenn es um HIV oder Aids geht. Dabei können Infizierte heutzutage gut mit dem Virus leben – und in manchen Fällen sogar ungeschützt Sex haben. Wir erklären, was HIV ist, was bei einer Infektion passiert und wie moderne Therapien aussehen können.

 

Inhaltsverzeichnis:

  • HIV und Aids? Was ist was?
  • Wie wird HIV übertragen?
  • Wie kann man sich schützen?
    • Die PrEP
    • Die PEP
  • Was passiert nach einer Infektion?
    • Akute Infektion
    • Infektion ohne Symptome
    • Infektion mit Symptomen Aids
  • Wie kann die Therapie aussehen?

 

HIV und Aids? Was ist was?

Das Wichtigste zuerst: HIV und Aids sind nicht dasselbe. Bei HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) handelt es sich um ein Virus, das das körpereigene Immunsystem schädigt. Bleibt HIV unbehandelt, kann der Körper eindringende Bakterien, Viren oder Pilze nicht mehr abwehren, es kommt zu lebensbedrohlichen Erkrankungen. In diesem Fall spricht man dann von Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome).

 

Wie wird HIV übertragen?

HIV ist relativ schwer übertragbar. Die Angst vor einer Infektion im Alltag ist daher unbegründet. Anstecken kann man sich nur, wenn die Viren in ausreichender Zahl über Körperflüssigkeiten in den Körper eindringen können – und das ist vor allem beim Sex oder Drogenkonsum der Fall.

 

Übertragen werden kann HIV:

  • Beim Sex über die Schleimhäute
  • Beim Drogenkonsum, wenn Nadeln gemeinsam benutzt werden
  • Während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen

 

Das Risiko einer Übertragung ist dann besonders hoch, wenn die Virenlast in Blut und Körperflüssigkeiten sehr stark ist. Das ist insbesondere zwei bis vier Wochen nach einer frischen Infektion der Fall, weil sich das Virus in diesem Stadium besonders stark vermehrt. Das Problem: Meist wissen Infizierten in diesem Stadium selbst noch nichts von ihrer Infektion, das Risiko einer weiteren Übertragung ist also extrem hoch.

 

KEIN Risiko besteht hingegen bei:

  • Küssen, Händedruck, Umarmungen
  • Husten, Niesen
  • Gemeinsames Benutzen von Geschirr
  • Gemeinsame Nutzung von Toiletten, Bädern oder Saunen
  • Bei medizinischen oder kosmetischen Behandlungen, sofern die hygienischen Vorschriften eingehalten werden
  • Beim Tätowieren und Piercen

 

Warum? Die Virenlast in diesen Körperflüssigkeiten reicht für eine Ansteckung nicht aus – außerdem bleibt das Virus außerhalb des Körpers nicht lange ansteckungsfähig.

 

Wie kann man sich schützen?

Vor HIV kann man sich gut und ohne großen Aufwand schützen:

  • Durch Kondome oder Femidome
  • Keine Nadeln und Spritzen teilen
  • Insbesondere während der Schwangerschaft: Spezielle Medikamente
  • Nach Verdacht auf Infektion einen Selbsttest machen

 

Die PrEP

Insbesondere für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko ist die PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) eine sinnvolle Schutzmethode. Richtig angewendet schützt sie so sicher wie Kondome.

Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko bekommen die PrEP beim Arzt verschrieben. Es handelt sich dabei um ein Medikament, das meist täglich oder vor und nach dem Sex eingenommen wird und verhindert die Vermehrung des HIV in den Zellen.

Es ist möglich, sich die PrEP auch als Privatrezept ausstellen zu lassen, dann müssen die Kosten allerdings selbst getragen werden.

 

Die PEP

Manchmal passieren auch bei Safer Sex Unfälle, beispielsweise dann, wenn ein Kondom reißt. Grundsätzlich ist das noch kein Grund zu Panik, denn eine Infektion lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit durch die PEP (Postexpositionsprophylaxe) verhindern. Dafür werden für vier Wochen HIV-Medikamente eingenommen. Sie hindern das Virus daran, sich im Körper festzusetzen. Wichtig: Mit der PEP muss so schnell wie möglich begonnen werden, bestenfalls innerhalb von zwei Stunden, sonst innerhalb von 24 Stunden, spätestens nach 48 Stunden. Bei noch längeren Zeiträumen ist die Wirksamkeit umstritten.

 

Was passiert nach einer Infektion?

Kommt es zu einer Infektion, befällt das Virus die Helferzellen unseres Körpers. Meist erleben Betroffene kurz nach der Infektion grippeähnliche Symptome wie Fieber, Nachtschweiß oder Abgeschlagenheit. Danach bleibt das Virus meist für lange Zeit unentdeckt – aber auch wenn keine Symptome auftreten, schädigt HIV in dieser Zeit den Körper. Bleibt das Virus unbehandelt, ist das Immunsystem irgendwann so geschwächt, dass es kaum noch Krankheitserreger abwehren kann. Bleibt eine HIV-Infektion unbehandelt, läuft sie in vier Phasen ab:

 

Akute Infektion

Zwei bis vier Wochen nach der Infektion treten meist Symptome auf wie Fieber, Abgeschlagenheit, geschwollene Lymphknoten, Durchfall, Nachtschweiß, Muskelschmerzen. Fälschlicherweise werden diese oft als Grippe gedeutet. Die Virenlast ist in dieser Phase besonders hoch.

 

Infektion ohne Symptome

Das Immunsystem kann das Virus in diesem Stadium noch einigermaßen in Schach halten, es entsteht eine Art Gleichgewicht zwischen Virenvermehrung und Virusabwehr, das meist mehrere Jahre hält.

 

Infektion mit Symptomen

Bleibt die Infektion weiterhin unentdeckt, ist das Immunsystem irgendwann so geschwächt, dass folgende Symptome auftreten können:

  • Nachtschweiß
  • Langanhaltende Lymphknotenschwellung
  • Gürtelrose
  • Fieber ohne erkennbare Ursache
  • Langanhaltender Durchfall
  • Pilzbefall
  • Nervenschädigungen

 

Aids

Treten dann schwerwiegende, lebensbedrohliche Krankheiten auf, spricht man von Aids. Dazu gehören beispielsweise eine bestimmte Form der Lungenentzündung, Pilzbefall der Speise- oder Luftröhre oder bestimmte Krebsarten. Aber auch weniger als 200 Helferzellen pro Mikroliter Blut sind Merkmale für Aids.

 

Wie kann eine Therapie aussehen?

Heutzutage ist die Therapie bei HIV weit fortgeschritten. Sie wird von spezialisierten Ärzten begleitet und sollte sofort nach der Diagnose begonnen werden. Bei der Therapie werden mehrere Wirkstoffe kombiniert, die die Vermehrung unterdrücken und Aids verhindern. Meist nehmen Betroffene ein bis zwei Tabletten am Tag, die in der Regel gut verträglich sind. Alle drei Monate wird die Viruslast und die Zahl der Helferzellen kontrolliert, um die Wirkung der Therapie zu überprüfen. Auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen zur Krebsfrüherkennung, des Herz-Kreislauf-Systems oder der Nierenfunktion sind wichtig.

Mehr als 20 sogenannte antiretrovirale Wirkstoffe stehen zur Behandlung zur Verfügung, durch die Betroffene Chancen auf eine normale Lebenserwartung und eine gute Lebensqualität haben. Wer die Tabletten außerdem frühzeitig einnimmt, verhindert, dass HIV beim Sex übertragen werden kann – auch ohne Kondom.

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